¡Mesita cubrite!

Wackere Windeln

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Wer Spaß haben will, kommt dieses Wochenende zum Franz-Mehring-Platz in Berlin. Hier findet das Friedensfest der DKP statt, der ehrwürdigen Nachfolgerin der einstigen KPD, die ja verboten wurde vom imperialistischen BRD-Regime, um den Zwang zur Freiheit und somit Ausbeutung und Entleerung, Vakuumierung der Arbeiter für alle Zeiten festzuschreiben und jeglichen Protest dagegen zu ersticken. Ich kann an dieser Stelle nicht mehr viel schreiben, da ich schon die halbe Zugfahrt über schrieb.
Es stimmt definitiv, dass, wie ein Genosse sagte und damit sein Fernbleiben begründete, die alte Reichshauptstadt noch im Hintergrund mitschwingt, kommt man in diese graue Stadt, diesen unbeholfenen Koloss. Da ist alles voller Trost- und Hoffnungslosigkeit, keine Aussicht auf ein Stückchen Menschlichkeit, nur Bitterkeit, Verheerung und Wüste, sterile Einförmigkeit, Konformismus und Anpassungszwang.
Aber vielleicht gibt es ja doch noch schöne Dinge in Deutschland zu entdecken, gleichwohl mir bei der Ankunft im bunkerartigen Hauptbahnhof einmal mehr der starke Drang fühlbar wurde, auszuwandern und vor allem einen Schlussstrich unter die Beschäftigung mit dem Deutschen zu ziehen und sich stattdessen in andere Sprachen hinüberzuretten. Denn an Deutschland ist alles verkehrt, was nur verkehrt sein kann. Merkwürdig genug, so setzte ich mich nach Aufnahme einer halbstündigen Sprachnachricht auf Spanisch in den Bus mit dem festen Vorsatz, jetzt an einem englischen Text weiterzuschreiben, um meinen Abschied vom Deutschen und Deutschland isngeheim zu besiegeln. Doch was mir da vom Bildschirm entgegenleuchtete, war zufällig ein Fragment von "Annalena", woran ich schon seit etwa zwei Monaten gar nicht mehr geschrieben hatte. Vom Sog des Texts gefangen, schrieb ich weiter und begriff, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, die Sprache zu wechseln, wenn einen vor allem so viele begonnene Texte noch ans Deutsche ketten.
Die "Dienste" begann ich vor etwa einem Monat, sie hatten nichts mit der Bemerkung meiner Chefs zu tun, aber generell ist es ein spannendes Thema wie nicht zuletzt der Skandal um den Landesverrats-Paragraphen vor einigen Jahren wegen des repressiven Vorgehens des bürgerlichen Staats gegen netzpolitik.org zeigte.
Ich wünsche mir sehr, wegen Landesverrats oder irgendetwas Vergleichbarem angeklagt werden, weil ich dann endlich einen handfesten Grund, eine Ursache für die Schuld hätte, die ich innerlich sowieso als unabdinglichen Appendix meiner Existenz fühle.

Passend hierzu ist der Titel eines spanischsprachigen Literaten namens Rodolfo Wilcock, der eines seiner Bücher »El delito de escribir« nannte, auf Deutsch: »Das Verbrechen, zu schreiben«. So soll mein Schreiben sein, ein permanentes Verbrechen und Untreusein gegenüber dem bürgerlichen Kapitalregime und seinen ideologischen Normen.


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