¡Mesita cubrite!

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Cuba/Kuba

Liebe Leute,

Hier präsentiere ich euch eine Folge, die mir besonders am Herzen liegt. Ich nahm sie im Juni etwa zwei Wochen nach der "EU"-"Parlamentswahl" (hier sind Anführungszeichen nötig, da es sich weder um eine Union, noch um eine ganz Europa umfassende oder auch nur teilweise einende, noch um ein wirkliches Parlament selbst nach bürgerlichen Maßstäben handelt) auf.
In ihr behandelte ich schwierige Fragen der Dialektik von Individuum und Gesellschaft. Ihr alle als hörenden Teilnehmer an meinen Diskursen seid mir wichtig, dennoch bringe ich in der Folge zum Ausdruck, dass mir meine Genossen am wichtigsten sind. Denn nur auf sie kann ich mich verlassen und durch ihre Gesellschaft es eventuell wagen, auch in der unerbittlichen imperialistischen BRD-Gesellschaft als Künstler zu bestehen.
Wir alle brauchen Eltern und Autoritäten, die einem was abverlangen und etwas fordern. Der Gedanke an meine biologischen Eltern und die Überlegungen zu ihnen in dieser Folge sind eher mit Traurigkeit beladen. Denn im Grunde möchte ich ihnen ja nicht wehtun, da man bei aller Reibung doch immer noch eine Pflicht und Zuneigung zu den Eltern fühlt, die einen auf den ersten Schritten im Leben begleiteten. Doch wenn ich ihnen nicht wehtun will, muss ich eben meine Texte und mein marxistisches Denken unter der Decke halten und verstecken. Das kann aber auch nicht die Lösung sein und schädigt nur mich selbst. Somit ist es zu gegebener Zeit unabdinglich, sich auch in den Kampf und die Konfrontation zu vormaligen Autoritätspersonen zu begeben.
Diese Notwendigkeit tritt nun umso klarer zutage, als ich vergangenes Wochenende wieder einmal die Kampfentschlossenheit, das Organisationstalent und die Arbeitsmotivation meiner kommunistischen Genossen auf den Friedenstagen der DKP-Parteizeitung Unsere Zeit in Berlin erleben durfte. Die vielen Gespräche und teils intensiven Diskussionen um die richtige theoretische Linie zu den politischen Fragen der Zeit sowie zu überzeitlichen Fragestellungen wie der Dialektik zwischen Gesellschaft und Einzelnem waren eine große Bereicherung; am Schönsten war dennoch das gemeinsame Arbeiten und Anpacken an den Verkaufsständen, Imbissbuden und beim Auf- oder Abbau der Gerätschaften.
Ich bin auch nur ein Arbeiter wie ihr alle, nur ist das Arbeitsgebiet, in das ich nun langsam schreibend vordringe, die Literatur, ein etwas Besonderes, zumindest heute noch in imperialistischen, vorkommunistischen Zeiten und kann der normalen Hand- oder Kopfarbeit nicht gleichgestellt sein, allein schon, weil die Schreibarbeiter unter besonderer Beobachtung des bürgerlichen Staates stehen und von ihm gelobt, bepreist oder sanktioniert werden, damit sie auf der Linie des Imperialismus bleiben und ihm nach dem Maul reden, also Demokratie und Menschenrechte möglichst häufig nennen und die haltlose Behauptung aufstellen, hier in der BRD seien diese Begriffe verwirklicht, während sie in Russland oder China gänzlich fehlten und man dort gar nichts verstehe von diesen erhabenen europäischen Errungenschaften des politischen Denkens.
Diese alberne, undialektische Versumpfung möchte ich natürlich nicht mitmachen, sondern mit meinem Schreiben und Denken zu Synthesen hinleiten. Das ist aber ungern gesehen im Imperialismus, weshalb ich mich so schwer damit tue, mich zu öffnen.

Diese Folge bringt einige für mich wichtige Überlegungen zum Ausdruck; natürlich müsste ich sie nicht publizieren, um all das nur für mich zu verstehen, aber es fühlt sich manchmal doch wie eine Verpflichtung an, wenigstens einen kleinen Teil des Produzierten ans Publikum abzutreten, auch wenn es das nicht verdient hat (weil es zumindest hierzulande ein imperialistisches Publikum ist und alles, was produziert wird, auf dem ein oder anderen Wege dem Imperialismus zugute kommt, ihn stärkt, nährt und kräftigt und sein ideologisches Regime festigt und bis in alle Ewigkeit lässt weiterblühen).

Insofern war mir diese Folge einfach wichtig, weil sie eine zentrale Überlegung zu meinem Schaffensprozess ausdrückt.
Lasst mich doch einfach leben.
"Just a young man living life, could you blame me?" singt G-Eazy in seinem 2014 erschienen Song "These Things Happen".
Könnt ihr es mir wirklich übelnehmen, dass ich dieses Leben im Schutz der Anonymität und als normaler Bestandteil der Masse der potentiellen Berühmtheit und dem Herausgehobensein als Besonderer unter so vielen Mitläufern und Konformisten vorziehe?
Dass ich eben nicht berühmt werden und publizieren will, zumindest nicht hier in Deutschland?

Denn immerhin habe ich mein Auskommen, meinen Verdienst und mein Einkommen durch meine Tätigkeit als Softwareentwickler; die übliche Masche des Imperialismus, mit der er die kreativen Köpfe dazu bringt, sich in seine Dienste zu stellen und ihm zuliebe auszubeuten, die Notwendigkeit, Geld zum Überleben zu verdienen, zieht also bei mir nicht. Und damit fühle ich mich ganz wohl, auch wenn es zugegeben ein wenig sticht, zu denken, ich hätte eigentlich mehr Anerkennung verdient für das, was ich tue… aber ich möchte sie noch nicht suchen, nicht hier, nicht heute.

Ich will nicht wie ein bürgerlicher Künstler sein, der vor lauter Drogenkonsum und ziellosem, fiebrigen Schaffen noch frühzeitig dahingerafft wird. Andererseits spüre ich, auch nicht so organisiert und geplant schaffen zu können und wollen, wie es einem Anhänger der sozialistischen Planwirtschaft eigentlich zu Gesicht stünde. Ich suche also die Mitte aus beiden Extremen und versuche, diese Pole aus wildem, unkontrolliertem Schaffensdrang und völliger Vorgabe und Planung zu synthetisieren.

Eine triftige Erklärung für mein teils erratisches und zügelloses Leben besteht in dem, was ich über meine Eltern sagte: dass ich ihnen ja nicht weh tun möchte, das aber zwangsläufig müsste, wenn ich meine Gehirnkapazität und alle anderen Schaffenswerkzeuge bis zum Maximum ausnutzte. Dann würde ich unweigerlich gegen den Imperialismus zetern und wüten und ihnen erklären, was an ihrer Weise zu leben und zu denken grundfalsch ist, so falsch, dass keine Demokratie und kein Gefasel von Menschenrechten darüber hinweghelfen kann, klar zu konstatieren, welche Schande es ist, hier zu leben und Teil der BRD zu sein und einfach nur Mitläufer zu sein, keinen Deut besser als all die einfachen Arbeiter, Soldaten und Parteifunktionäre im Naziregime, nur eben diesmal für den Imperialismus, der sowieso das allumfassende, auch den Faschismus erzeugende System ist.

Dass es für solche Menschen wie wir alle es sind keinen Respekt, kein Mitgefühl, kein Verständnis geben darf sondern einfach nur revolutionären Hass und die berechtigte Wut, mittels derer man als Kommunist hoffentlich etwas Produktives anstellen und das Ende der bürgelrichen Klassenherrschaft bezwecken kann, mithin gar den Aufbau des Sozialismus nach der Revolution.

Und dafür muss man die Leute auch hart angehen und aufrütteln, was ich sicher tun könnte… aber ich scheue davor zurück, weil es mir auch zu viel Arbeit ist oder weil ich zweifle, ob ich überhaupt die Kraft habe und all dem Folge leisten könnte, was ich mir ausmale.
Aber meine Genossen geben mir ja die Kraft wie in dieser und anderen Folgen ausgedrückt und so ist es mittlerweile gar keine Frage mehr für mich, dass all das, was ich mitzuteilen habe, herauskommen und mitgeteilt werden wird, nur eben langsam und in bisher noch nicht vorhersehbaren Schüben.

Was mir zum Thema des Berühmtwerdens noch so durch den Kopf ging, war die Überlegung, dass es natürlich für jeden Menschen etwas Beruhigendes, Angenehmes und Stärkendes hat, von anderen Menschen angelächelt zu werden, nette Worte zu hören zu bekommen oder gar bewundert zu werden bis hin zu Tausenden Fans, die einem Rapper wie G-Eazy zujubeln.
Ich meine einfach, wenn man Kunst macht und diese Kunst irgendwann gut genug wird, von den imperialistischen Konzernen als vermarktungswürdig eingestuft zu werden und man dann allerlei Türen geöffnet bekommt und in Meetings und Besprechungen mit wichtigen Leuten sitzt, die einem alle bescheinigen, wie wichtig und außergewöhnlich man selbst ist, dann ist gar nicht mehr die Frage, welche politische Haltung man zum Imperialismus einnimmt (die meisten Menschen heute sind ja ohnehin weitgehend entpolitisiert und kämen gar nicht auf die Idee, es sei überhaupt denkbar, dem hierzulande obwaltenden System und seinen mit in unsere Lebenswelt, unser Alltagsbewusstsein hineingeschmuggelten Ansichten zu widersprechen), sondern allein dadurch, dass es einem durch diesen neuen Status der Berühmtheit ja allein schon durch das viele Lächeln und die vielen netten Gesten, die einem dann zuteil werden, besser geht und man dieses Wohlbefinden quasi automatisch auch auf die eigene Kunstproduktion und generell in den persönlichen Habitus überträgt. Wodurch eben dem Imperialismus bescheinigt wird, ein doch ganz famoses Gebilde zu sein: schau her, Arbeiter, selbst wenns dir schlecht geht und du fast nichts hast, immerhin gibt es diese wenigen Leute, die Superstars (oder auch Selfmade-Unternehmer), die es geschafft haben, die sich aus eigener Kraft etwas aufgebaut und ganz bis an die Spitze der Gesellschaft empor gearbeitet haben.
Dazu muss der Künstler also überhaupt nichts vom Imperialismus wissen oder verstehen, es reicht, dass er einfach seinem artistischen Instinkt folgt und so automatisch durch die Pressmaschinen des Kapitals zerhackstückt und mundgerecht aufbereitet wird, wie es dem Kapitalregime eben passt. Dass dies kein so tauglicher Ansatz aus künstlerischer Sicht ist, wird oft erst später klar, wie vielleicht momentan auch G-Eazy, der sich in einer künstlerischen Schwächephase befindet.

Vor drei Monaten hatte ich das wichtigste künstlerische Erweckungserlebnis in letzter Zeit, es passierte durch die Aufnahme einer langen Serie an englischen Podcasts, die nicht zur Publikation bestimmt waren und von persönlichen Querelen handelten. Es ging darin um meine Ex-Freundin und unter anderem auch um G-Eazy. Ich reflektierte das Leben der US-amerikanischen Superstars und überlegte, wie erstrebenswert es eigentlich wäre, in solche Sphären aufzusteigen.
Das Wichtigste an diesen unglaublich schönen Tagen im Juni, als ich bei meinen Großeltern auf dem Lande weilte, war aber die Überlegung zur Frage der bürgerlichen Leistungsbemessung und des Publikationsdrucks.
Scheinbar muss ich publizieren, um ein richtiger Mensch zu sein. Aber nein. Mir reicht es doch auch, einfach durch den Garten meiner Großeltern zu stapfen und in mein Handymikro zu brabbeln. Was mehr brauche ich zum Glück? Wozu sollte ich euch alle als Zuhörer brauchen? Und ja, es lässt sich nicht ausschließen, dass ich euch brauche, aber wenn dem so ist, dann hätte ich gern, dass ihr mir gute Gründe dafür liefert, dass ihr nämlich die ersten Schritte macht, die ich im Leben nie so tatkräftig und entschlossen tun wollte.

Ich fühle, dass ich in den Worten Walt Whitmans siegen kann, ohne zu kämpfen. Ich brauche diesen Druck nicht, kann ihn einfach abschütteln und denken… all diese Jahre dachte ich, etwas Besonderes tun zu müssen, um jemand Besonderes werden zu können, jemand, der vielleicht eventuell verdient hätte, geliebt zu werden durch all die Besonderheiten, die er herzustellen imstande war. Aber nein. Vielleicht war es sogar gut, so wenig getan zu haben, zumindest nach bürgerlichen Maßstäben, wo nur monetärer Erfolg oder zumindest Ruhm, Bekanntheit, Reichweite zählen und nach welchen Kriterien mein Podcast natürlich ein Nichts ist (abgesehen davon, dass ich ihn ja löschte, zumindest den letzten, aber das ist sowieso egal, dieser hier sollte ja wohl gut genug sein).

Ich will einfach nur mein Produktionskraftwerk am Laufen erhalten, ob ich dafür bezahlt, gar berühmt werde, ist nebensächlich. Zumindest will ich in diesen Zustand der Ataraxie und Willenlosigkeit oder des Gleichmuts kommen.
Mein Ziel ist, dass es mir nichts mehr oder nicht mehr allzu viel ausmachen sollte, wenn meine Kunst-Erzeugnisse eines Tages sich doch mal einer höheren Nachfrage auf dem Markt erfreuen sollten, dass ich es hinnehme und darüber lache und einfach weiter mache, schreibend, podcastend, produzierend.

Ich will diesem bürgerlichen Traum entwischen, dieser lügnerischen Versprechung, jemand Besonderes sein zu können auf Kosten aller anderen, die eben nur einfache, stinklangweilige Arbeiter sind.
Und vor allem will ich die Liebe suchen ohne zu sehr durch meine Kunst determiniert zu werden und mit dem Gedanken ans Spielfeld der Liebe heranzutreten, dass die anderen meine Gedanken ja schon kennen oder einen Gutteil, der in meiner Kunst abgesondert wurde. Nein, das hat doch Zeit, wozu sollte ich es damit eilig haben? Der triftigste Grund sind wiederum die lieben kommunistischen Genossen.
Aber selbst das kann mich im Moment nicht von meinem eingeschlagenen Pfad abbringen, quasi solipsistisch weiterzuarbeiten und den Versuch einer sozialistischen Kunst inmitten einer verabscheuungswürdigen imperialistischen Welt zu wagen.


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