¡Mesita cubrite!

Shulamith / Das Werk

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Liebe Leute das alles betrifft euch ja gar nicht, was ich eingangs erörterte über die von mir präferierte Sprachrangfolge, Priorisierung und Allokation von Praktizier- und Studierzeit auf die einzelnen mir gut geläufigen Sprachen Spanisch, Englisch und Deutsch. Trotzdem möchte ich euch hier meine Reflexionen zu diesem Dreiklang vorlegen. Am Ende wird die von meinem gesprochenen Diskurs verworfene These der Dreiteilung meiner Zeit und meines Aufwandes auf die drei Sprachen wohl doch recht nahe an einer sinnvollen operativen Einschätzung und Handlungsempfehlung sein. Jedoch wird das erzeugte Text- und Redevolumen wie in der Folge geäußert bei 80% für Deutsch und nur jeweils 10% für Spanisch und Englisch liegen. Der Grund ist schlicht, dass ich in diesen mir noch fremderen Sprachen mehr Zeit für das Vokabellernen und Lesen von Büchern verwenden will, während im deutschen ein Großteil meines Aufwandes auf das Schreiben, nicht auf das Rezeptieren entfällt.
Zur Vollständigkeit will ich auch anfügen, dass ich direkt nach der Folge beim Wiederhören des Gesprochenen meine Idee des Loblieds auf das Deutsche und der Ankündigung weiterer famoser Werke und extensiver Schaffensprozesse darin verneinen und umkehren wollte: das Englische und insbesondere das Spanische verdienen aus den sprechend dargelegten Gründen (die Paraguayer sind es mir wert, die Deutschen nicht) den Vorrang insbesondere in der Frage der Publikation und in welcher Sprache die Welt mich kennenlernen sollte.
Da fühlte ich gestern Abend nach der Folge beim Reflektieren, dass das Spanische diese Sprache ist, in die ich mich hineinflüchten, hineinlegen und es mir einfach bequem machen kann; sie gibt mir das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit, eine Ahnung von Transzendenz und die banale Genugtuung, von meiner Heimat, Muttersprache, Identität und all ihren aufgelaufenen, angehäuften Problemen wegzukommen, sich loszureißen, freizukommen.

Es mag mit meiner Biografie zu tun haben, dass ich fühle, das Spanische ist diese Sprache, die ich auch dem flamboyanten Englisch vorziehe, einfach weil das Englische für mich immer eine Schulsprache war und mit dem unproduktiven Lernen in den bürgerlichen Zwangs- und Enthirnungsanstalten, die Schulen zu nennen man sich nicht scheut, assoziiert war, während ich das Spanische als Teil einer lebendigen Kultur sowohl in als auch außerhalb der Schule kennenlernen durfte, als Straßensprache und Jargon, der in den entscheidenden Facetten viel ausdrucksstärker ist als das Deutsche. Oder vielleicht auch nur in jenen Bereichen, auf die es mir im Moment ankommen muss, meiner künstlerischen Linie folgend.
Aber ebendieser Gedanke führte mich soeben emotional wieder zum Deutschen hin, da ich fühlte, dass mein geheimes Rezept sich darin besser wiederspiegelt und anwenden lässt. Wie dem auch sei, es muss wohl auf eine Dreiteilung hinauslaufen.

Ohnehin war der bedeutsame Teil der Folge der zum Abschluss vorgelesene Text. Einmal mehr triumphiere ich über meinen Vater, auch wenn der Text noch die Perfektion verfehlte und die beiden Standpunkte nicht deutlich genug voneinander abschied: mein Vater steht für die Liebe, ich für das reine Geld, das Verlangen nach dem nackten Baren.

Und so muss es sein, dies ist schlichte genealogische Tatsache. Die älteren Generationen, um ihren akkumulierten Reichtum vor dem Zugriff der Jüngeren, die sie für unvernünftig halten oder neidisch auf deren jugendliche Strahlkraft sind, erfinden die Lüge der Liebe und gaukeln so den Jüngeren vor, dass es nichts anderes als sie zu suchen gäbe, nicht etwa das Geld oder die gesellschaftliche Herrschaft darüber, die eine entschlossene Arbeiterklasse qua Revolution an sich reißen könnte. Doch das sind politische Fragen, ich derweil bis zur Revolution produziere für mich als bürgerliches Individuum, traurig zwar, aber immerhin genau wie alle anderen, was einem ja das Gefühl des Gleichseins und der kuscheligwarmen Identität im Nest des Belanglosen, weil Uniformen gibt. Dies oktroyiert uns der Liberalismus eben auf, im Gegensatz zum Sozialismus, der seine Bürger begleitete und an die Hand nahm auf den ersten Schritten im Prozess, zu einem freien, autonomen Individuum heranzuwachsen.
Wohlan, solange ich hier lebe, handle ich auch nach den Grundsätzen der Gesellschaft und die lauten eben, viel Geld für mich selbst, mich ganz allein zu scheffeln. An dieser Maxime hat sich meine literarische Bildung wohl unbewusst in den letzten Jahren orientiert, ansonsten hätte ich ja auch der politisch revolutionären Linie folgen können, die schon in meinen frühen Podcasts und insbesondere der Glanz- und Blütezeit des Feldzugs oder gar Krieges gegen den Neue Zwanziger Podcast angelegt war. Natürlich schlagen diese politisch-marxistischen Texte auch eine Bresche ins ansonsten normalerweise verödete Literaturleben der bürgerlichen Gesellschaft. Aber der Einschlag ist doch nicht ganz der gleiche wie der, welchen zu kreieren mir mittels meiner erotischen, anzüglichen, zynischen Texte von heute erreichen kann, die eher belletristisch orientiert sind und keine wissenschaftliche und historische Genauigkeit beanspruchen. Das ist mir auch viel lieber, denn das endlose Nachforschen liegt mir nicht, zumindest wenn für mich die Grundtatsachen des Lebens, derer ich habhaft werden und sie kommunizieren kann, so offen und bar zutage liegen wie sie mir dies eben zu tun scheinen in diesen Tagen, in denen eine poetische Klarheit sich meiner bemächtigt hat.

Vorgelesener Text:

Literarische Ehrlichkeit/Platon

literarische ehrlichkeit:
will frauen anlocken, damit sie in meinen harem kommen. der ist das endziel meiner lit-prod. so kann ich jeden abend ne neue frau aus der schublade ziehen.

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ich mein es verdammt ernst, leute. ich will nur an das geld ran. früher, ja, zugegeben… also gut. mit meinen rund 30 jahren gebührt es mir auch mal, ein wenig aus dem nähkästchen zu plaudern. früher, da dachte ich, es ginge um die mädchen, um die schönen frauen, die gleichaltrigen spielgenossinnen damals im kindergarten oder in der schule. ja, die sind recht hübsch anzuschauen, so ging es mir durch den kopf. und mir schossen tausende träume und ausgemalte fiktionen/fantasien ins gehirn, sobald ich eine von ihnen sich bewegen, sich rühren sah und damit mich anrühren. da ging auf meiner netzhaut rein virtuell ein film ab. ich könnte sie ja berühren. an der hand oder schulter oder am hinterkopf… um ihr zu zeigen… wie sehr ich sie mag, wie gern ich sie zur freundin hätte.
und diese dinge schossen mir so durch den kopf, ich träumte davon, mit ihnen durch die stadt zu gehen durch die einkaufspassagen und über die boulevards, händchenhaltend im cafe zu sitzen und an den kaimauern entlangzuschlendern.

aber genug davon! mittlerweile bin ich erwachsen und weiß, worauf es ankommt im leben. nämlich darauf, möglichst viele waren zu produzieren, die sich profitabel auf dem markt absetzen lassen. und dabei helfen mir diese erinnerungen an all die damen, vornehmlich jene an eine, die ich damals in der schulzeit liebte, aber auch all die anderen Mitschülerinnen und alle anderen, die mir seitdem begegneten und zufällig über den weg liefen.

denn die erinnerung an all das verpasste, die visualisierung der diskrepanz zwischen hochfliegender vorstellung (mit ihnen an der kaimauer schlendern oder in den urlaub an den strand fahren oder ins museum gehen oder sie einfach nur ansehen, so tief in ihre augen blicken, wie ich einmal in die grünen augen jener mitschülerin blicken durfte und aus ihrem kelch der visualitäten den wein des gemeinschaftlichen liebesverlangens kostete, jener reiz, jene verwesenheit, die ankündigt, da liege etwas auf dem grund des brunnens, jetzt ist nur die frage, wer und wie steigt man hinab?) und profaner, niederdrückender, ernüchternder, mangelhafter realität… diese diskrepanz also zwischen dem grauen leben, das ich lebe als single und dem bunten leben voller farben, geräusche und exotischer klänge, das möglich gewesen wäre, hätte man sich nur irgendwie zusammengefunden, um sich zu lieben, dieser graben und abgrund der unüberbrückbaren diskrepanz zwischen hochtrabender vorstellung und bitterer, erniedrigender, alles verwüstender erkenntnis des realen und wie wenig wir menschen darin zu verrichten vermögen. zumindest, wenn man keinen mumm hat, so wie ich.

diese erinnerung treibt mich an zum schreiben. ich weiß, ich brauche nur immer weiter das, mich erinnern, mir vorstellen, das und das hätte möglich sein können, so und so hätte es sein können, hätte es laufen können, wäre es nicht so schief abgelaufen und krumm, sondern einfach nur richtig rum, mit diesem oder jenen mädchen, das meinen lebensweg kreuzte.
also, folglich sind die girls und die erinnerung an sie die größte produktivkraft, die ich besitze.
die muss ich mir nur bewahren, dann kann ich immer weiter schreiben… und damit das große geld verdienen. ja, ich werde - siegen. was auch immer tun, jedenfalls so tun… dass mein vater stolz auf mich wäre. denn er und meiner mutter machte die vorstellung immer angst, ich könne in armut fallen, was durchaus plausibel erscheint, bedenkt man meine neigungen zu gedanklicher akrobatik, träumerischen fantasievorstellungen und reisen der fiktion und vergnüglichkeit in aus realistischer warte ganz unerreichbar fernliegende gebiete. da vergisst man leicht mal die harten randbedingungen und realitätsbeschränkungen, die nun mal gelten und bestehen in dieser welt…

also, merkte ich, nun gut, dann muss ich mich ranhalten, dann schreibe ich eben keine philosophischen, marxistischen bücher, wie es mir erst vorschwebte, nein, ich schreibe direkt für die volksmassen, nicht für die ekelhaften intellektuellen, die begierig auf ein paar worte über kommunismus und klassenkampf lauschen würden. diese wenigen hanseln, die sich dafür interessieren, sind nicht genug, um meine portokasse zu füllen, meine kriegskasse letztendlich, denn in dieser bourgeoisen welt sind wir alle krieger und einzelkämpfer, darauf angewiesen, unseren kredit zu erhöhen, die materiellen ressourcen aufzustocken, um es später mal gut zu haben, ein haus kaufen zu können und… natürlich, eine frau, sie kauft man zwar nicht mehr direkt heutzutage, aber über umwege, man muss ihr ja was bieten und sie somit kraft des eigenen reichtums und akkumulationsvermögens anlocken. also, das ist das wichtigste im leben… denkt mein vater und darum machte er sich so eifrig ans geldverdienen.

aber falsch herum gedacht, ha! ich definiere meinen eigenen kurs und sage: es geht um das geld, das ist das wichtigste im leben. zwar weiß ich als kommunist, dass es ja eigentlich nur hokuspokus und ein fetisch ist, der erzeugt wird durch den allgegenwärtigen glanz und die scheinbare macht der waren in der warengesellschaft um uns herum.
aber mir geht es um die soziale nähe und wärme: wenn alle ganz fixiert und begierig aufs geld starren und sich davon wunder versprechen… dann muss auch ich dies tun. auch ich liebe geld… denn es ist das mittel, das uns alle zusammenhält. hört ihr, ihr dummen christen, nicht euer jesus und eure hundsgemeinen christlichen werte wie die verschissene nächstenliebe, nicht mal demokratie und menschenrechte halten unsere gesellschaft zusammen: es ist das geld. die macht des reinen baren. so wie ja auch ein nackter körper sehr machtvoll, verlockend und appetitanregend ist, der lässt einem schon mal das wasser im munde zusammenlaufen, metaphorisch gesprochen, wenn wir den sexuellen appetit mal mit dem gastritischen hunger vergleichen.

mit geld kann ich mir sowohl essen als auch sex kaufen, ganz gleich, ob nun in der form der prostitution oder in jener der bürgerlich anerkannten liebe und sogenannten trauten familienbeziehung.

darum ist geld das wichtigste, das reine äquivalent nämlich, bar und nackt, jung und glücksversprechend, selig glänzend wie ein zartes, eben erst dem erdreich entsprießtes pflänzchen.
ich muss mich jetzt nicht entscheiden und festlegen, was ich damit kaufe. sondern lege es auf die bank, dann hab ichs ja für später und kann mich im wohligen gefühl sonnen, genug liquide mittel zu besitzen, mir diesen oder jenen wunsch zu erfüllen… aber ich tue es nicht, noch nicht, will erst sicher sein, genug zu haben, genug auf meinem berg der schätze zu akkumulieren… damit es wirklich reicht für die grundnahrungsmittel und grundlegenden anschaffungen des lebens, wie eben obengenanntes duo aus haus und frau, das ist wohl das unverzichtbare irreduzible güterpaar, an dem es kein vorbeikommen gibt.

erstmal muss ich die speicher füllen, um die akquise dieser beiden luxusgüter vorzubereiten, danach kann ich weiterdenken, was ich mir denn sonst noch leiste.

jedenfalls hab ichs raus. ich weiß, ich lebe mitten in dieser gesellschaft, so sehr ich sie auch manchmal hasste wegen ihres imperialismus. aber gut, es gibt kein entrinnen, drum geh ich am besten gradeaus drauf zu. jawohl, dein reich komme, liebe bourgeoisie, her mit dem geld, es ist das, was uns alle zusammenhält/uns allen gefällt. und um es zu bekommen, muss ich mich all der mädchen entsinnen. der rothaarigen, der schwarzhaarigen, die ich jüngst liebte… und so vieler anderer. aber das tut auch weh, sich zu erinnern und zu denken… ich hätte glücklich sein können, glücklich und arm, hätte ich nur anders gewählt, wäre an dieser abzweigung anders abgebogen: hätte sie, diese frau und die liebe, das zusammensein, das verbringen zweisamer stunden mit ihr gewählt statt meine literatur…
ja… aber das ist vorbei, es gibt kein zurück mehr.

ja, liebe leute. hättet ihr halt auch mal aufgepasst im philosophieunterricht… dann wäre euch diese weisheit des alten meisters platon geläufig gewesen: dass man die schönen körper betrachten muss und sich früh in der jugend in deren betrachtung und wertschätzung einüben muss, um ein rechter philosoph zu werden. das habe ich getan, habe dieser philosophischen instruktion folge geleistet und immer genau hingeschaut, welche weiblichen formen sich da unter den kleidern der schulkameradinnen und später der kolleginnen abzeichneten… habe mir genau ihre gesichter angeschaut und die schönheit darin aufgesogen… und darum stehe ich heute so gut da und habe so viel material, welches mich in den stand versetzt, zu produzieren.

nun, man muss halt hartnäckig und unbestechlich sein, dann kann man alles erreichen. man muss wissen, worauf es ankommt und was wirklich zählt.
diese rücken, die gesäße und hinterteile, generell die rückansicht… und die vorderansicht ist natürlich auch nicht zu vernachlässigen. verweilen wir jedoch einen moment beim rücken. man mag meinen, dieser stelle ja nur die rückseite des menschlichen körpers dar und sei deshalb mit weniger aufmerksamkeit zu betrachten. doch weit gefehlt. diese rückansicht liefert einen ersten eindruck, eine spur und abzeichnung des großen ganzen, des umfassenden menschlichen objekts, das sich darunter abzeichnet.

»Bis so weit nun, mein Sokrates, magst auch du wohl in die Mysterien der Liebe eindringen: ob du aber den höchsten Grad der Weihe, auf welchen auch das Bisherige bereits hinarbeitet, wenn man nur den rechten Weg dabei einschlägt, zu erreichen befähigt bist, weiß ich nicht. Ich für meinen Teil wenigstens, sprach sie, will sie dir mitteilen und will es an Bereitwilligkeit nicht fehlen lassen; versuche du mir zu folgen, so gut du es vermagst! Es muß nämlich, fuhr sie fort, der, welcher auf dem richtigen Wege auf dies Ziel hinstrebt, in seiner Jugend sich allerdings den schönen Körpern zuwenden, und zwar zuerst, wenn sein Führer ihn richtig leitet, einen solchen schönen Körper lieben und an diesem sich fruchtbar in schönen Reden erweisen; dann aber muß er innewerden, daß die Schönheit an jedem einzelnen Körper der an jedem anderen Körper verschwistert ist; und wenn er doch überhaupt der Schönheit der Gestalt nachgehen soll, so wäre es ja großer Unverstand, wenn er nicht endlich die Schönheit an allen Körpern für eine und dieselbe erkennen würde. Wenn er aber zu dieser Einsicht gelangt ist, dann muß er sich als Liebhaber aller schönen Körper darstellen und von seiner gewaltigen Glut für einen einzigen nachlassen, vielmehr sie gering schätzen und verachten. Hiernach aber muß er die geistige Schönheit für weit schätzbarer achten lernen als die des Körpers, so daß, wenn jemand nur eine liebenswürdige Seele besitzt, mag auch dabei sein körperlicher Reiz nur gering sein, dies ihm genügt und er sie liebt und ihrer pflegt und Reden gebiert und aufzufinden sucht, so wie sie geeignet sind, veredelnd auf Jünglinge zu wirken. Diese Stufe führt ihn aber wiederum nur dazu, daß er gezwungen wird, das Schöne in den Bestrebungen, Sitten und Gesetzen zu beachten, und einzusehen, daß dies alles mit einander verwandt ist, und so das körperliche Schöne für ganz geringfügig achten zu lernen. Von den Bestrebungen aber muß man ihn zu den Wissenschaften führen, damit er wiederum die Schönheit der Wissenschaften erkenne und, indem er so bereits auf das Schöne in seiner Fülle hinblickt, nicht mehr mit sklavischem Sinne der Schönheit im Einzelnen, sei es in Liebe zu einem Knäbchen oder einer Menschenseele oder einer vereinzelten Bestrebung, diene und sich so als unedel und kleinlich erweise, sondern gleichsam auf die hohe See des Schönen hinaussteuernd und es also mit einem Blicke überschlagend, viel schöne und herrliche Reden und Gedanken in des Weisheitsstrebens[709] Fülle gebäre, bis er, dadurch gekräftigt und bereichert, alles in eine einzige Erkenntnis von folgender Art zusammenfaßt, die auf ein Schönes gerichtet ist, wie ich es jetzt dir beschreiben will.«

Also man kann nicht nur einen Menschen lieben, zumindest, wenn man vernünftig ist. Aber die moderne Liebe schmückt sich ja gerne mit ihrem Plunder der Unvernünftigkeit, woraus sich schon mal ein Gutteil der daraus resultierenden Probleme erklärt. Die Liebe als die andere, die warme Seite der allzu kalten, sterilen Ratio und Vernunft der Wissenschaften, die unser Zeitalter so beflügelt und angetrieben haben, nicht zuletzt, indem sie dazu verhalfen, Flugzeuge und Autos zu konstruieren und uns so ungeahnte prometheische Kräfte oder Prothesen anzuschnallen.

Im Übrigen schrieb Platon kurz vor der bereits zitierten Stelle, dass die größte Kunst diejenige sei, welche sich auf die Lenkung der Staaten, das Regieren, richtet: »Weisheit und alle andere Tugend. Deren Erzeuger nun sind gewiß alle Dichter und alle diejenigen Künstler, welche man als die schaffenden bezeichnet. Der bei weitem höchste und schönste Teil der Weisheit, sprach sie weiter, ist aber der, welcher sich in der Verwaltung der Staaten und des Hauswesens zeigt und dessen Name maßhaltende[707] Besonnenheit und Gerechtigkeit ist.«

Stalin und Lenin waren also die größten denkbaren Liebhaber, da sie, wie Platon sich ausdrückt, schwanger gingen mit der Idee des Schönen, also dem Plan des Sozialismus, den sie in ihrem Staatenbündnis ja aufbauten.
Und das ist nur logisch, denn jene Industrialisierung, Entwicklung und Alphabetisierung der Volksmassen erlaubt ja erst hunderten Millionen, ein besseres Leben, in dem auch die Aussicht auf Liebe besteht, zu führen.


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